Twin Transition
Im Zuge des EU-Green Deal und aus der Legislaturperiode 2019 – 2024 des EU-Parlaments sind 176 regulatorische Anforderungen hervorgegangen, welche entweder bereits in Kraft sind, angenommen wurden oder noch in Verhandlung stehen und bald ebenfalls deutsche Unternehmen betreffen könnten. Die Unternehmen haben auf Grund der neuen regulatorischen Last aktuell Grund zur Klage, dennoch sollten die Gründe für die Verabschiedung auf Basis von Anforderungen differenziert betrachtet werden. Denn wenn wir weiter machen, wie bisher -sprich „Business-as-usual“ – und den fossilen Weg verfolgen, landen wir im Jahr 2100 bei einer durchschnittlichen Erderwärmung von + 5° Grad, prognostiziert der 6. Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der Weltklimarat. Die 1,5° Grad haben wir bereits gerissen; wenn wir das Pariser Klimaziel noch erreichen und die Erderwärmung auf unter 2° halten wollen, verlangt dies drastische Klimaschutzmaßnahmen. In der Regel kommt jetzt der Einwand – oder besser das Todschlagargument- Und was ist mit China?! Warum sollen wir etwas ändern, wenn China weiterhin maßgeblich zur Erderwärmung beiträgt? Deutschland ist einer der größten Verursacher interregionaler Emissionen von Kohlenstoff durch den Import und Handel von Waren aus China nach Deutschland. Die verbrauchsbasierte Bilanzierung der Emissionen, den Carbon Footprint, der importierten Waren, die wir u.a. in China beziehen, dort in Auftrag geben, dorthin auslagern, dorthin allokieren, da sie dort günstiger -noch überwiegend mit fossilen Energieträgern-produziert werden, beträgt 118 Millionen Tonnen CO2 Äquivalente. Womöglich aus diesem Grund wurde die regulatorische Anforderung des Carbon Border Adjustment Mechanismen (C-BAM) eingeführt, um Emissions-Unterschiede durch eine monetäre Abgabe beim Import auszugleichen. Diese Anforderung hat Signalwirkung ins Inland-, in die (Nachhaltige) Beschaffung der Unternehmen, aber auch ins Ausland, an die ausländischen, respektive chinesischen Zulieferer ebenfalls Dekarbonisierungsmaßnahmen anzustreben. Warum wir schon aus monetären Gründen Klimaschutz betreiben sollten, wissen die Rückversicherung am besten, denn diese betreiben bekanntlich umfassendes Risikomanagement. Risiko ist schließlich deren Kerngeschäft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIB) -Ausdruck wie groß eine Volkswirtschaft ist- lag in Deutschland im 1. Quartal 2024 bei -0,8% und im 2. Quartal bei +0,3%. Dennoch sprechen ALLE von Krise. Eine Krise ist dadurch gekennzeichnet, dass sie einen Anfang und ein Ende hat. Corona war demnach eine Krise oder die Finanz-Marktkrise war -hier ist der Name Programm- eine Krise. Krisen beschreiben kurzfristige Zeiträume. Hingegegen sprechen wir in Bezug auf das Klima von einem Wandel, da die Weltgemeinschaft seit gut 200 Jahren dazu beiträgt, dass wir statt 280 Parts per Million (PPM), aktuell 420 PPM CO2 Äquivalente in der Atmosphäre vorfinden, welche für die Erderwärmung verantwortlich sind. Was sich über einen Zeitraum von 200 Jahren akkumuliert hat, wird nicht in wenigen Monaten oder Jahren rückgängig oder gar zu lösen sein. Der Klimawandel stellt das größte langfristige Risiko für die Weltwirtschaft dar. Untätigkeit ist demnach keine Option. Es wird oft gesagt, wir hätten kein Erkenntnis Problem, sondern ein Umsetzungsproblem. Ich glaube schon, dass wir auf tieferen Erkenntnisebene ein Erkenntnis Problem haben. Wir haben natürlich auch ein Finanzierungsproblem, welches in Verbindung mit politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen steht. Es geht um Resilienz, Zukunftsfähigkeit und der Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Und da ist der „Trade-of“ zwischen kurzfristigen und langfristigen Zielen immer noch eine Hürde, aber im Kopf und der Haltung, obwohl die Banken und Investoren die Transformation wünschen und sogar eine Erwartungshaltung -auch aus der eigenen regulatorischen Betroffenheit heraus- an Unternehmen stellen. Wenn die Unternehmen keine Maßnahmen zur Transformation einleiten, erfahren Sie bei der Kreditfinanzierungen einen Malus. Noch. Unternehmen, die zu spät anfangen, bekommen womöglich irgendwann keinen Kredit mehr, da ihr Geschäftsmodell nicht mehr als zukunftsfähig eingestuft wird. Diese Unternehmen haben dann einfach den Zug verpasst.
Wir sollten in größeren Zeithorizonten denken: Wenn ich heute ein Unternehmen transformieren möchte, ist das natürlich kurz- bis mittelfristig mit Investitionen und Kosten verbunden. Wenn ich die Zeitachse, z.B. 10 Jahre nach rechts verschiebe, sieht das Bild ganz anders aus: Alles, was ich heute nicht tue, sind Kosten, die in der Zukunft in deutlichem höherem Maße auf mich zukommen werden. Stichwort: CO₂ Preis. Und da sind wir wieder: Die Gegenwart von der Zukunft aus denken.
Net-Zero-Ziele werden zum marktwirtschaftlichen Treiber, seit immer mehr internationale und deutsche Unternehmen begonnen haben, Ihre Geschäftsmodelle auf den Klimaschutz hin auszurichten. Dieser rückt zunehmend als Wirtschaftsfaktor in den Vordergrund, da die Unternehmen, welche sich auf Basis der Science-based-target-Initiative (SBTi) zu einem Dekarbonisierungsziel bis 2030 und vielleicht auch langfristig zu Net-Zero-Zielen bis 2050 „committed haben“, ebenfalls von ihren Lieferanten eine Verpflichtung verlangen.
Die Science-based-target-Initiative (SBTi), ist eigentlich eine NGO, aber erfährt, auf Unternehmensebene, einen immensen Bedeutungszuwachs und fungiert so als Treiber der Dekarbonisierung. Denn die meisten Emissionen bei den meisten Unternehmen befinden sich in der vorgelagerten Wertschöpfungskette, in scope-3 upstream. Insbesondere die Unternehmen der vorgelagerten Wertschöpfungskette, die Zulieferer sind gefragt rasch tiefgreifend, dekarbonisierte Angebote an ihre Kunden zu machen. Denn Immer mehr Unternehmen erkennen den Product-Carbon-Footprint (PCF) als wichtigen KPI in der Beschaffung und verwenden ihn als Maßstab, als neue Währung neben dem eigentlichen Produktpreis. Diese Abhängigkeiten haben einen „Tripple-down“-Effekt auf initial nicht berichtspflichtige Unternehmen, wodurch Nachhaltige Unternehmensführung zur etablierten Managementpraxis wird.
Natürlich stehen weitere, wichtige, die planetaren Grenzen betreffenden Nachhaltigkeitsthemen im Mittelpunkt, doch liegt der Fokus beispielhaft auf CO₂, da vom Klimawandel -als dringlichstes Thema- diverse Polykrisen ausgehen. So herausfordern die aktuelle Situation für Unternehmen ist, so ist sie richtig und nötig. Regulatorik ist schließlich kein Selbstzweck: Es geht um Transparenz und Vergleichbarkeit, und das andere Unternehmen nicht besser bewertet werden, als Ihres. Ziemlich sicher würden ohne Regulatorik weiterhin die wenigsten Unternehmen freiwillig ein erweitertes Risikomanagement betreiben. Vorausschauend betrachtet werden Organisationen, welche ab dem Geschäftsjahr 2025 ebenfalls eine Nachhaltigkeitserklärung veröffentlichen müssen -wie bereits die seit 2017 berichtenden kapitalmarktorientierten Unternehmen- sich graduell verbessern und weiterentwickeln, wodurch die regulatorische Last sinken wird. Genau wie der Lagebericht wird die Nachhaltigkeitserklärung zum etablierten Hygienefaktor.
Die EU hat sich entschieden im Jahr 2050 Klimaneutralität zu erreichen und die Erderwärmung auf unter 2° Grad zu begrenzen, was nur erreicht werden kann, wenn die langfristigen Ziele mindestens genauso prioritär bedacht werden, wie die kurz- bis mittelfristigen Ziele. Die lineare Wirtschaft schaut überwiegend auf monetäre Erfolge, im Schatten monetärer Erfolge werden viele Themen nicht berücksichtigt, von denen die Unternehmen und die Wirtschaft aber abhängig sind und auf denen die monetären Erfolge beruhen. Aus diesem Grund benötigen wir die Kompetenz gegenseitige Abhängigkeiten zu verstehen, systemisch und ganzheitlich zu denken, wodurch systemische Risiken gemindert werden können.
Das wichtigste Ziel, welches in der Kommunikation stark untergeht, ist der Übergang zu einer Nachhaltigen Wirtschaft. Diese definiert sich durch die zuvor genannten Aspekte. Denn in der Summe ist die Nachhaltigkeitserklärung eines Unternehmens nur das Ergebnis der gewünschten Transformation zu einer nachhaltigen Unternehmensführung, zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, welche durch den regulatorischen Druck erst angestoßen wurde.
Nun haben sich bereits viele -nicht alle Unternehmen- im Zuge der Berichterstattung Ziele gesetzt. Die entscheidende Frage dabei lautet: Wie sollen diese Ziele erreicht werden? Aktuell, kurzfristig betrachtet bemühen sich Unternehmen überwiegend um Effizienzmaßnahmen, kurz- bis mittelfristig wird es um Produkt-Innovationen gehen und mittel- bis langfristig um Geschäftsmodell-Innovationen. Wenn man die falschen Dinge optimiert, macht man sie nur perfekt falsch. Es liegen weiterhin große Potentiale in der Effizienz -Stichwort Internet of Things (IoT)- doch, wenn ein Unternehmen versucht zu sparen und zu reduzieren, optimiert es das Bestehende. Wenn das Bestehende, aber falsch ist, wird es nur perfekt falsch. Produkte und Dienstleistungen sollten nützlich und dienlich sein, Wert schaffen, sowohl für den Menschen als auch für die Umwelt. Wir müssen die Rohstoffe und Nährstoffe in geschlossenen biologischen und technischen Kreisläufen führen. Es reicht nicht weniger schlecht, weniger schädlich zu sein, da wir bereits sechs von neun planetaren Grenzen überschritten haben. Weniger Footprint, weniger negativen Impact, ja unbedingt! Aber vor allem brauchen wir positiven Handprint, positiven Impact und Mehrwert. Statt Net-Zero, Net-Positive. Statt nachhaltig, langfristig regenerativ. Das ist noch ein weiter Weg, aber ohne positive Vision, werden wir nicht wissen, wohin wir navigieren müssen. Nun gilt es wieder Vertrauen zu schaffen! Schritt für Schritt in die richtige Richtung zu gehen und im Prozess des Gehens, in der Bewegung entstehen neue Lösungen. Die Transformation ist so anspruchsvoll, da wir die Spielregeln ändern, während wir das Spiel spielen.
Um den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft einzuleiten, das Wirtschaftssystem zu ändern, sollte der Markt Treiber sein: Die Impulse sollten von innen kommen und durch die Unternehmen erfolgen. Was sind also Einflussgrößen einer nachhaltigen, grünen, zirkulären, klimaneutralen Produkt- und Geschäftsmodell-Innovation? Werfen wir zunächst einen Blick auf die Kunden- und die Gesellschaft: Wir sehen zwar ein wachsendes Umwelt- und Klimaschutzbewusstsein bei den Verbraucher:innen, doch die Menschen sind nicht bereit ihr Konsumverhalten zu ändern. Aus diesem Grund müssen die Unternehmen attraktive Angebote machen, welche die Kunden nicht ablehnen können. Denn die Nachfrage ist ein entscheidender Baustein zur Steigerung der Marktrelevanz und dem Langzeitziel von Kostenparität grüner Produkte und Services. Die Nachfrage entscheidet über Legitimität eines Marktteilnehmers. Schauen wir auf die regulatorischen Anforderungen: Wir bei CAESAR+CLEO sehen regulatorische Anforderungen als Chance, denn branchenspezifische Nachhaltigkeitsanforderungen sind ein Indikator und dienen als Richtschnur der gewünschten regulatorischen Zielsetzungen, an der sich Unternehmen orientieren können. Ein gutes Beispiel für die Wirksamkeit regulatorischer Anforderungen sind die Consumer Electronic Anbieter, wie Amazon, Media Markt oder Saturn. Diese mussten auf Grund der WEEE-Richtlinie (Waste Electrical and Electronic Equipment Directive) eine „Reverse-logistic“ etablieren, da sie verpflichtet wurden Geräte, welche den „End-of-life“ erreicht haben, von den Kund*innen zurückzunehmen. Sie wurden verpflichtet einen Service anzubieten, wodurch sie - wenn sie schlau waren – die Gelegenheit genutzt haben, enger mit ihrer Wertschöpfungskette zu kooperieren und neue Geschäftsmodell zu etablieren. „Win-Win“ für die Elektronikfachmärkte und die Circular Economy. Ein weiter Aspekt ist Ökodesign: 80% der Umweltauswirkungen eines Produkts werden in der Design-, Entwicklungs- und Konzeptionsphase bestimmt und entscheiden dadurch über die Recyclingfähigkeit und Rückbaufähigkeit von Produkten. Ökodesign spielt bei der Minderung von Umweltbelastungen eine entscheidende Rolle: Die kürzlich verabschiedete Ökodesign Verordnung (Ecodesign for Sustainable Products Regulation) wird von produzierenden Unternehmen, branchenspezifische Anforderungen in Bezug auf Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Nachrüstbarkeit, Reparierbarkeit, chemische Stoffe, Energie- und Ressourcen-Effizienz, Rezyklat Anteil, CO2- und Umweltfußabdruck einfordern. Darüber hinaus wird sie die Verfügbarkeit von Produktinformationen durch den digitalen Produktpass verlange. Der digitale Produktpasse stellt als digitales Device die Lebenszyklus-Analyse (Life Cycle Assessment: Umweltauswirkung über gesamten Lebenszyklus) eines Produktes bereit und sammelt auf dem Weg zum Produkt Daten. Hier fungiert die digitale Transformation als „Enabler“ der Nachhaltigkeits-Transformation: Die Heinrich-Böll-Stiftung zum Beispiel, prognostiziert für 2030 ein CO₂-Einsparpotential durch die beschleunigte Digitalisierung, am Beispiel der Fertigung, auf 64 Mio. Tonnen CO₂ Äquivalente. Eine andere Zahl kommt vom World-Economic-Forum und besagt, dass digitale Lösungen die globalen Emissionen um bis zu 20% reduzieren können. In der Dekarbonisierung und der Circular Economy stecken die größten Nachhaltigkeits-Chancen für zukünftige Geschäftsmodelle. Die geschlossene Kreislaufwirtschaft hat das Potential der EU ein Nutzen von rund 1,8 Billionen € pro Jahr zu generieren. Das entspricht einem Anstieg des BIB -um hier in der gewohnten Größenordnung zu bleiben- um 7%. Kommen wir zum nächsten Einflussfaktor, dem
Umwelt-Management: Diese zuvor genannten Prozessveränderungen zahlen automatisch in das Umwelt-Management ein, wodurch gleichzeitig operative Risiken gemindert, die Einhaltung regulatorischer Vorgaben sichergestellt, sowie Resilienz gegenüber Umwelt- und Klimaveränderungen erhöht wird.Innovations-Kraft: Unternehmen müssen sich im Zuge der Berichterstattung Ziele setzten. Für die Erreichung der Ziele bedarf es Maßnahmen. Die Ableitung von Maßnahmen wird zur Innovations-Aufgabe. Die Nachhaltigkeits-Abteilung wird zur neuen Innovations-Abteilung. Stakeholder-Management und Stakeholder-Dialog sind erfolgskritisch für alle Nachhaltigkeits-Initiativen. Durch Nachhaltige Beschaffungskriterien wird eine Nachhaltige-Wertschöpfungskette sichergestellt. Der letzte zu erwähnende Einflussfaktor sind die „Early Adopter“. Wir alle kennen die Pioniere der Nachhaltigen-Produkt- und Service-Innovation, insbesondere im B2C, so gut, dass ich diese Brands gar nicht mehr namentlich nennen möchte, so inflationär werden sie zitiert. Sie alle haben das, was konventionelle Unternehmen meist noch nicht erreicht und erfahren haben. Sie haben aus ihrer Haltung heraus, initial nachhaltig agiert oder im Zuge einer Transformation zunächst Einzelprojekte pilotiert, bevor sie die Geschäftsmodelle innoviert haben. Dadurch konnten sie Erfahrungen sammeln, Marktführerschaft als Impact Unternehmen erreichen, und eine Vorreiter-Rolle einnehmen, wodurch sie hohe Kundenloyalität genießen; sie haben zum Teil Kostenparität erreicht, und manche die Abkopplung des Ressourcenverbrauchs vom Wachstum. Heute investieren viele Unternehmen zunächst in Emissionsreduzierung und versuchen, dieses Ergebnis zu vermarkten. Viel sinnvoller wäre es kohlenstoffärmere Produkte in Bereichen zu priorisieren, in denen eine erwartete Nachfrage und Zahlungsbereitschaft am größten ist. Einfach ausgedrückt: Es könnte einfacher sein, 30% des Produktportfolios mit Netto-Null-Emissionen zu vermarkten, als das gesamte Produktportfolio mit 30% weniger Emissionen. Das ist eine Frage von wissenschaftlich belegter Allokation. Um so mehr Marktteilnehmer neue Angebote machen, um so schneller erreichen wir das Langzeitziel von Kostenparität grüner, statt graue Produkte und Dienstleistungen.
Die digitale Transformation ist der Erfüllungsgehilfe der Nachhaltigkeits-Transformation und der nachhaltigen Geschäftsmodell-Innovationen. Machen wir einen kurzen „Deep-dive“ entlang ein paar sehr einfachen Beispielen: Stellen wir uns zunächst die Frage, ob wir eigentlich ein Fenster besitzen müssen? Nein! Wir brauchen eine Wärmedämmung für unsere Wohnung oder Haus, durch die man durchschauen kann. Muss mir die Solaranlage auf dem Dach gehören, oder möchte ich nicht einfach günstigen, echten Grünstrom: Hier gibt es schon Mietmodelle auf dem Markt. Benötige ich ein Auto oder Mobilität: Stichwort „Car-sharing-Modelle“. Ich brauche keine Waschmaschine, sondern die Dienstleistung von sauberer Wäsche. Dann kann der Hersteller nicht das Günstigste, sondern das Beste Material verwenden, dann lohnt es sich den Rohstoff, den Wert der Ressource am „End of Life“ zurückzuholen. Die Digitalisierung ist dabei ein wichtiger Sparringpartner: Denn ideal wäre es, wenn die Maschine nur wäscht, wenn die Spitzen-Stromlast am niedrigsten ist, und Strom am meisten und am günstigsten verfügbar ist. Wann das ist, hat zuvor KI-basierte-Vorausschau analysiert. Der digitale Zwilling der Waschmaschine weiß, dass eine Sollbruchstelle bald ein Ersatzteil benötigt und schickt, automatisiert die Service-Mitarbeiter:in samt dem Ersatzteil zum Kunden. Dadurch bleibt der zufriedene Kunde kontinuierlich mit dem Hersteller in Kontakt und der Hersteller muss keine Neuakquise betreiben, die bekanntlich aufwendiger ist. Wenn die Maschine irgendwann doch durch ein technisch ausgereifteres Modell ausgetauscht wird und ins Werk zurückkommt, können durch den digitalen Produktpass die Rohstoffe kinderleicht in die geschlossenen Stoffströme sortiert werden und davon wieder technisch effizientere Produkte konstruiert werden. Durch die bereits vorhandenen Rohstoffe profitiert der Hersteller von einem verminderten CO₂ Footprint, da weniger „Vergin“-Material zum Einsatz kommt. Der Hersteller nutzt den Kunden als kostenloses Rohstofflager und bekommt vom ihm gleichzeitig Geld für die Bereitstellung seiner Dienstleistung. In der Zwischenzeit sind die Rohstoffpreise womöglich gestiegen und der Hersteller muss weniger neues und teureres Material einkaufen. Designer werden echte Gestalter, welche Produkte nicht nur nutzerfreundlich und optisch attraktiv gestalten, sondern funktional und vor allem rückbaufähig. Die Transformation muss mit dem vorhandenen Kapital graduell aus den grauen Geschäftsmodellen heraus angestoßen werden. Bisher besonders erfolgreiche und potente Unternehmen haben die Pflicht zum Vorreiter zu werden und ihre Umweltauswirkungen und ihr Risiko nicht mehr länger der Gesellschaft und der Umwelt aufzubürden.
Der Klimawandel und digitale Wandel gehören zu den prägendsten Veränderungen unserer Zeit. Wir müssen jetzt handeln, solange die Systeme vital sind und dabei sollten die zwei Zwillingstransformationen, die Digitale-Transformation und Nachhaltigkeits-Transformation zu „Partners in crime“ werden, gemeinsam den Transformations-Pfad gehen, denn so nutzen wir alle verfügbaren Potentiale in eine klimaneutrale, zirkuläre und regenerative Zukunft zu navigieren.
Sollten Sie Interesse haben beide Transformationsdynamiken in Ihrem Unternehmen zu etablieren, sprechen Sie uns an. contact@caesarundcleo.de
Skript des Redebeitrags von Simone Rosenberg von gleichnamiger Präsenz Veranstaltung im September 2024